Ein Netzwerk aus Klimaoasen, eine Wissensplattform zu Grün- und Solardächern oder ein Umweltlabel für Gewerbetreibende – das sind nur einige Lösungen, mit denen man in Halle (Saale) in Sachen Klimaschutz ins Machen kommen will. Erarbeitet wurden sie von Wissenschaftler:innen, Gewerbetreibenden, Menschen aus der Zivilgesellschaft und der Verwaltung.
Sie trafen sich am 15. November 2022 im Mitteldeutschen Multimediazentrum anlässlich des Innovation Camps der Stadt zum Solution Workshop. Das Motto: Nicht nur reden, sondern machen! Es war das zweite Treffen dieser Art und in dieser Konstellation. Bereits im September gab es mit dem Challenge Workshop einen vielversprechenden Auftakt für die klimafreundlichere Gestaltung Halles.
Innovation Camp bietet Perspektive für Umsetzung
Alexandru Ene war für die Europäische Kommission bei beiden Terminen mit dabei. „War der Challenge-Workshop mit einem Brainstorming zu vergleichen, versucht man es jetzt konkreter“, so der Vertreter aus Brüssel. „Die Gruppen sind sehr heterogen. Alle Teilnehmenden haben verschiedene Hintergründe und Ideen. Das ist eine Herausforderung und kostet Zeit, aber am Ende einigt man sich. Genau das ist die Idee dieser Beteiligungsformate.“
Als die Europäische Kommission die Innovation Camps im Rahmen ihrer Initiative „Science meets Regions“ europaweit ausgeschrieben hatte, sei es die Perspektive für die Umsetzung der eingereichten Konzepte entscheidend gewesen. In Halles Bewerbung habe es sie gegeben. Zudem konnte die Stadt mit spürbarer Motivation punkten. Von der Umsetzung des einzigen Innovation Camps in Deutschland zeigte sich Alexandru Ene begeistert: „Es ist toll, dass auch die wissenschaftliche Seite gut vertreten ist. Viele Professoren sind Teil der Gruppen. Das ist in anderen Innovation Camps nicht immer so.“
Impulse für Finanzierung der Maßnahmen
Die konkreten Fragen, die von den Teilnehmenden im Laufe des Solution Workshops gemeinsam beantwortet werden sollten:
- Welche Ideen wollen wir wirklich umsetzen und wie?
- Wer übernimmt die Verantwortung?
- Welcher Zeitplan ist realistisch?
- Wie lässt sich die Maßnahme finanzieren?
Für letzteren Punkt gab es eine Hilfestellung in Form von Impulsvorträgen. Zoe Back vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation gab einen Überblick über Crowdfunding als Finanzierungsmöglichkeit. Einen neuen städtischen Verfügungsfond stellte Thomas Mirtschink, Leiter des Dienstleistungszentrums Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung der Stadt Halle vor und Franziska Georgi von den Stadtwerken Halle GmbH präsentierte die regionale Crowdfunding-Plattform halle-crowd.de.






Reallabore, grüne Zeichen in der Stadt und mehr
„Jetzt geht’s ins Tun“, sagte Sabine Falk, Mitorganisatorin und Klimaanpassungsmanagerin der Stadt Halle, zu Beginn der Arbeitsphase des Workshops. „Jeder Punkt, der uns bei Klimaanpassung weiterbringt, zählt. Wir machen heute nur Dinge, du uns gemeinsam weiterbringen.“
An den sechs unterschiedlichen Thementischen arbeiteten die Gruppen intensiv an Lösungen. Mal hitzig, mal mit einem Lachen rang man um die besten Gedanken – am Ende mit Ergebnissen. Der Fachbereich Immobilien der Stadt möchte etwa mit gutem Beispiel vorangehen. Ihre Idee: Ein Reallabor. Über ein Jahr soll das Nutzungsverhalten im Team analysiert werden. Wirkt sich die flexible Arbeitsplatzgestaltung positiv auf den Umgang mit Ressourcen aus, soll es spätestens 2023 konkrete Empfehlungen für die Verwaltungsspitze geben.
Die Gruppe am Thementisch „Gestaltung des öffentlichen Raums“ setzte bei den von ihnen entwickelten Lösungen voll auf die Farbe Grün. So soll zum Beispiel bereits in der nächsten Vegetationsperiode eine grüne Wiese in Kübeln am Waisenhausring entstehen. Zudem ist die Pflanzung von 50 Bäumen bis 2027 in den Straßen Halles geplant.
Ein Anfang ist gemacht
„Alleine, dass wir alle an einem Tisch sitzen, ist schon ein Erfolg. Viele der entstandenen Ideen sind praktisch und umsetzbar“, sagte Teilnehmerin Grit Herzog vom Verein WohnUnion. „Man muss schauen, dass man die Brücken zu den Macherinnen und Machern schlägt. Dieser Prozess braucht noch Zeit. Aber ich liebe Formate wie diese. Davon braucht es noch mehr.“
„Es sind neue Impulse entstanden. Nun ist es wichtig, ins Handeln zu kommen. Es wäre zu wünschen, dass es einen substanziellen Beitrag für die Stadt leisten kann.“
Prof. Dr. Stephan Feller, Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenburg
Für Arian Feigl-Berger gingen die Lösungen des Solution-Workshops nicht weit genug. „Es sind praktische Projektideen entstanden, mit denen man anfangen kann. Es ist ein guter Auftakt, aber nicht ausreichend, wenn man den Ernst der Lage bedenkt“, so die Klimagerechtigkeitsaktivistin von HalleZero. „Die Vernetzung während der Veranstaltung hat sicher Spuren hinterlassen. Doch für mich bleibt die Frage nach Ressourcen und Geldern für die Umsetzung größtenteils offen.“
Die Vernetzung war auch für Prof. Dr. Stephan Feller von der Medizinischen Fakultät der Uni Halle ein Mehrwert. „Das Innovation Camp ist eine sehr gute Gelegenheit, um sich in Halle zu vernetzen. Es sind neue Impulse entstanden. Nun ist es wichtig, ins Handeln zu kommen. Es wäre zu wünschen, dass es einen substanziellen Beitrag für die Stadt leisten kann.“
Rückenwind für den Klimaschutz in Halle
Wie groß dieser Beitrag ist, das soll im kommenden Jahr evaluiert werden. Bis zum Frühjahr 2023 wollen die Organisator:innen der Stadt nachfassen und schauen: Was ist passiert und was auch nicht. „Lieber weniger erreichen, als gar nichts machen, ist dabei das Motto“, sagte Sabine Falk. „Es sind viele coole Themen aus dem Solution Workshop entstanden.“ Auch die zusätzliche digitale Beteiligung der Bürger:innen, zu der es im Vorfeld einen Aufruf gab, wertete sie als Erfolg. „Es sind konstruktive Ideen eingegangen, die zur Diskussion in die passenden Themengruppen gegeben wurden oder direkt an entsprechende Stellen der Verwaltung.“
Ein weiterer spannender Aspekt der Veranstaltung für die Mitarbeiterin des Dienstleistungszentrums Klimaschutz der Stadt Halle: „Es sind Verknüpfungen von Menschen entstanden, die sich ohne das Innovation Camp wahrscheinlich nie getroffen hätten und das in einer Atmosphäre, in der man auch gehört werden konnte“, so Sabine Falk. „Ich bin überzeugt, auch mit dem Rückenwind der Veranstaltung lässt sich viel erreichen.“
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Fotos: Carolin Krekow/Univations GmbH

















